Begutachtung der biologischen Vielfalt auf den Kuhteich-Wiesen, 26. Mai 2023
Wildbienen-Exkursion mit Christian Venne in Marienfeld
Christian Venne | Bielefeld ist Biologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Paderborn | Senne. Er betreut Naturschutzgebiete in der Senne, ist Spezialist für Wildbienen in NRW und einer der Leiter der Ornithologischen Arbeitsgruppe der Biologischen Station sowie Mitglied der AG Naturfotografie. (Co-Autor und Co-Fotograf des Bildbandes: Die Natur im Kreis Paderborn … vielfältig und besonders! Herausgeberin: Biologische Station Kreis Paderborn | Senne. Verlag Jörg Mitzkat, 1. Auflage Mai 2022.)
Die Kuhteich-Wiesen
Mai 2023 (KK) - Initiiert von Maria Abeck-Brandes trifft sich die Lokale Agenda Umwelt am 26. Mai 2023 mit Christian Venne zu einer mehrstündigen Exkursion vor der Sporthalle am Ruggebusch. Es ist ein frischer, sonniger Frühlingsmorgen. Die Luft erwärmt sich rasch, ohne dass der Wind zu lebhaft wird – ideale Bedingungen, um Wildbienen zu beobachten. Christian Venne, Jahrgang 1974, ist Spezialist für Wildbienen in NRW. Unter seiner Leitung nimmt die Gruppe zunächst die biologische Vielfalt der Kuhteich-Wiesen A bis D in Augenschein. Zwei der Teilflächen (C- und D-Fläche) befinden sich gegenüber der Sporthalle am Ruggebusch und erstrecken sich zwischen Lutter, Anton-Bessmann-Ring und der Bahnlinie. Zwei weitere Teilflächen (A- und B-Fläche) liegen gegenüber dem Bürgerhaus zwischen Klosterstraße, Lutter, Bahnlinie und dem alten Sportplatz. Einen Überblick bietet die Stadtkarte von Marienfeld auf der Startseite dieser Website.
Das weitläufige Grünland ist durch Bäume und Büsche abwechslungsreich gegliedert. Zwei temporär mit Wasser gefüllte Geländemulden, sogenannte Blänken, bieten speziellen Pflanzen- und Tierarten wie z. B. Amphibien, wertvollen Lebensraum; außerdem Tränk- und Badegelegenheiten für Säugetiere, Vögel, Bienen und Hornissen.
Die Kuhteich-Wiesen werden von der Lokalen Agenda in Kooperation mit Landwirten und der Stadtverwaltung seit 2018 mit dem Ziel gepflegt, die Artenvielfalt von Pflanzen- und Insektengesellschaften sukzessive zu steigern. Ein besonderer Fokus liegt auf den für die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen so wichtigen Wildbienen. Mehr als 560 Wildbienenarten gibt es in Deutschland, erklärt Christian Venne, davon 364 Arten in NRW, doch von diesen sind 45 Arten bereits ausgestorben und weitere 129 Arten akut in ihrem Bestand gefährdet. Ein besorgniserregendes Artensterben nimmt seit Jahrzehnten seinen Lauf, vor allem verursacht durch die intensive Nutzung landwirtschaftlicher Flächen, die von wenigen Nutzpflanzen-Arten dominiert werden. Der Einsatz von Pestiziden, auf den Wildbienen und Honigbienen sehr empfindlich reagieren, lässt das Futterangebot für die nützlichen Insekten noch weiter schrumpfen.
Dem mageren Angebot an Blüten im Frühjahr, Sommer und Herbst auf den konventionell bewirtschafteten Flächen bzw. deren Randstreifen will die Lokale Agenda entgegensteuern und Wildbienen und anderen Insekten auf den von ihr betreuten Flächen einen Ausgleich bieten. Die Neueinsaat im September 2019 mit Regio-Saatgut hat sich bewährt. Die C-Fläche, auf der unsere Exkursion beginnt, erfreut das Auge mit bunten Blüten-Tupfern einer artenreichen gebietsheimischen Flora. Christian Venne bestätigt die gute Entwicklung der Kuhteich-Flächen. Zweijähriger gelber Wiesen-Pippau (Crepis biennis), weiß-gelbe Blüten der Magerwiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare), fransig-rosa Blüten der Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), glutroter Klatschmohn (Papaver rhoeas), blaue Kornblumen (Centaurea cyanus), deren Samen Stieglitzen als Nahrung dienen, zart-rosa Acker-Witwenblumen (Knautia arvensis), rosa Sand-Grasnelken (Armeria maritima subsp. elongata), hellblaue Wiesen-Glockenblumen (Campanula patula), violettblauer Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), rosa Wiesenklee bzw. Rotklee (Trifolium pratense), die Rote Lichtnelke (Silene dioica), rötlich schimmernder Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa), gelber Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis), filigrane, weiße Blütenstände des Wiesen-Kerbels (Anthriscus sylvestris), ährige Blütenstände des Spitzwegerichs (Plantago lanceolata), im Volksmund „Butterblume“ genannter gelber Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), rosa-violette Vogel-Wicke (Vicia cracca), der gelbe Große Klappertopf (Rhinanthus angustifolius) und das Orangerote Habichtskraut (Hieracium aurantiacum) – ein nicht invasiver Neophyt – sind nur einige von rund 40 Wildpflanzenarten, die auf den Kuhteich-Wiesen gedeihen. Sie ziehen zahlreiche, darunter auch extrem seltene, geflügelte Besucher an.
Rote Lichtnelke (Silene dioica) und Wiesenklee bzw. Rotklee (Trifolium pratense)
Sand-Grasnelke (Armeria maritima) und Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
Als Neuling in der Gruppe der engagierten Naturfreunde staune ich, welche mir völlig unbekannten Wildbienenarten Christian Venne auf den Kuhteich-Wiesen ausfindig macht. In seinem weißen Fangnetz verfangen sich nacheinander und werden nach kurzer Betrachtung und Bestimmung in einem Glasröhrchen wieder freigelassen: Bärtige Sandbiene (Andrena barbilabris), Rotbeinige Körbchensandbiene (Andrena dorsata), Gewöhnliche Bindensandbiene (Andrena flavipes), oligolektische Rote Ehrenpreis-Sandbiene (Andrena labiata), oligolektische Frühe Doldensandbiene (Andrena proxima), Steinhummel (Bombus lapidarius), Ackerhummel (Bombus pascuorum), Rotschwarze Kuckuckshummel (Bombus rupestris), Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae), oligolektische Glockenblumen-Scherenbiene (Chelostoma rapunculi), oligolektische Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne), Rote Mauerbiene (Osmia bicornis), darunter die auf der Roten Liste stehende Spargel-Schmalbiene (Lasioglossum sexnotatum).
Als „oligolektisch“ bezeichnet man Bienenarten, deren Weibchen im gesamten Verbreitungsgebiet ausschließlich Pollen einer Pflanzenart oder nah verwandter Pflanzenarten sammeln, auch wenn andere Pollenquellen vorhanden sind. Dabei unterscheiden die Wissenschaftler weiterhin zwischen streng oligolektisch und oligolektisch. Man kann sich vorstellen, wie stark gefährdet derart spezialisierte Wildbienenarten sind, die sich und ihre Brut ausschließlich von Pollen einer oder mehrerer Pflanzenarten der gleichen Gattung ernähren müssen.
Die Gruppen der Wildbienen, Honigbienen und Hummeln, die Echten Wespen, die Hornissen und die Ameisen gehören zu den sogenannten Stechimmen, wobei aber nicht alle unter diesem Namen zusammengefassten Arten mit einem Wehrstachel ausgestattet sind. Einige Unterfamilien der Ameisen haben andere Formen der Verteidigung entwickelt, indem sie Gift in Richtung der Angreifer verspritzen. Über einen Wehrstachel verfügen nur die Weibchen. Wegwespen und Grabwespen setzen ihren Giftstachel primär ein, um Beutetiere zu lähmen oder Brutparasiten abzuwehren.
Schmalbiene oder Scherenbiene und Rotschwarze Kuckuckshummel (Bombus rupestris)
Sandbiene oder Seidenbiene oder Hosenbiene (?) in Klatschmohnblüte und Streifenwanzen-Paar (Graphosoma italicum)
Auch die Artenvielfalt der auf den Kuhteich-Wiesen entdeckten Tagfalter (diurnal Lepidoptera) ist erfreulich: Ein bewunderndes Ah und Oh! geht durch die Gruppe, als auf der C-Fläche überraschend ein Schwalbenschwanz (Papilio machaon) auftaucht. Mit einer Flügelspannweite von 50 bis 75 Millimetern ist er einer der größten und prächtigsten Tagfalter, die in Deutschland vorkommen und eine auf der Roten Liste stehende, besonders geschützte Art. Auch eine weitere stark gefährdete, auf der Roten Liste stehende Tagfalter-Art ist auf den Kuhteich-Wiesen unterwegs: der Weißklee-Gelbling oder Goldene Acht (Colias hyale), ein Schmetterling aus der Familie der Weißlinge. Im Jahr 2017 wurde er von der Umweltstiftung BUND zum Schmetterling des Jahres gekürt.
Weitere, von Christian Venne auf den Kuhteich-Wiesen gesichtete Tagfalter-Arten sind: Kleiner Kohl-Weißling (Pieris rapae), Grünader-Weißling (Pieris napi), Aurorafalter (Anthocharis cardamines), Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas) und Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus).
Auch tagaktive Nachtfalter (nocturnal Lepidoptera) sind dabei: Gitterspanner (Chiasmia clathrata), Braune Tageule (Euclidia glyphia), Ockergelber Blattspanner (Campto-gramma bilineata) und die Gammaeule (Autographa gamma).
Christian Venne erläutert, dass von den etwa 130 Tagfalter-Arten, die sich früher in NRW beobachten ließen, über 30 Spezies inzwischen ausgestorben seien. Nicht einmal 20 Prozent der Arten gelten in NRW noch als ungefährdet – ein dramatischer Artenschwund, der u. a. mit der intensiven Ackernutzung, mit verarmten Mähwiesen und Feuchtgrünland und dem Rückgang der Futterpflanzen für die Schmetterlingsraupen zusammenhängt.
Weitere auf den Kuhteich-Wiesen gesichtete Arten sind: die kleine Gemeine Wiesen-Wanze (Lygus pratensis), eine Nymphe des Grünen Heupferds (Tettigonia viridissima), eine Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus), ein grün-metallisch schimmerndes Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens), eine auffällig gefärbte Gelbbindige Schnake (Nephrotoma crocata), ein Paar rot-schwarz gestreifter Streifenwanzen (Graphosoma italicum), ein Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta), ein an Junikäfer erinnernder Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) … Die Aufzählung ließe sich weiter fortsetzen.
Christian Venne erläutert, dass von den etwa 130 Tagfalter-Arten, die sich früher in NRW beobachten ließen, über 30 Spezies inzwischen ausgestorben seien. Nicht einmal 20 Prozent der Arten gelten in NRW noch als ungefährdet – ein dramatischer Artenschwund, der u. a. mit der intensiven Ackernutzung, mit verarmten Mähwiesen und Feuchtgrünland und dem Rückgang der Futterpflanzen für die Schmetterlingsraupen zusammenhängt.
Weitere auf den Kuhteich-Wiesen gesichtete Arten sind: die kleine Gemeine Wiesen-Wanze (Lygus pratensis), eine Nymphe des Grünen Heupferds (Tettigonia viridissima), eine Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus), ein grün-metallisch schimmerndes Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens), eine auffällig gefärbte Gelbbindige Schnake (Nephrotoma crocata), ein Paar rot-schwarz gestreifter Streifenwanzen (Graphosoma italicum), ein Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta), ein an Junikäfer erinnernder Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) … Die Aufzählung ließe sich weiter fortsetzen.
Auf den Kuhteich-Wiesen | Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima) (Nymphe)
Gemeine Wiesen-Wanze (Lygus pratensis)
Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) und Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) vor dem Aufblühen
Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens)
Orangerotes Habichtskraut (Hieracium aurantiacum) und Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas)
Die Magerrasen-Fläche am Hühnermoor
Nach den Kuhteich-Wiesen besichtigt die Gruppe die trockene, karg bewachsene Magerrasen-Fläche, die sich zwischen dem Hühnermoor und dem renaturierten Teilabschnitt der Lutter erstreckt. Von der benachbarten Pferdekoppel erklingt aus dem frischen Wiesengras zu unserer Freude der wundervolle Gesang unzähliger Feldgrillen (Gryllus campestris). Christian Venne ist überrascht, denn Feldgrillen können in der Regel nicht fliegen und breiten sich über Wanderungen am Boden aus. In unserer zersiedelten, durch breite Verkehrswege zerschnittenen Landschaft ist es für sie deshalb nicht leicht, sich neue Lebensräume zu erschließen. Die wärmeliebenden Feldgrillen kommen vor allem in den südlichen und südöstlichen Bundesländern vor, was ich nach meinem Aufenthalt in der Sächsischen Schweiz und in Mittelsachsen enthusiastisch bestätigen kann. Offenbar profitieren sie von den auch im Norden wärmer und trockener werdenden Sommern.
Christian Venne ist erfreut über den schönen Bestand von Kleinem Vogelfuß, auch Mäusewicke genannt (Ornithopus perpusillus), einer Pflanzenart, die in Deutschland nur selten zu finden ist und auf der Roten Liste steht. Die ausgedehnten Flächen von verdorrtem Moos, das unter unseren Schuhen knirscht, sieht er jedoch mit gemischten Gefühlen, weil es den Rohboden-Anteil drastisch reduziert. Ein oberflächliches Abtragen sei schwierig, erklärt Christian, weil das Sporenmaterial überall im Boden verteilt sei und das Moos sofort wiederkommt. Oftmals helfe es, solche Flächen zu nutzen, z. B. durch Weidetiere, wie Schafe, Ziegen oder Pferde. Im Naturschutzgebiet Senne betreibt die Biologische Station Kreis Paderborn | Senne das Projekt „Senner Pferde“, um den Lebensraum für viele gefährdete, extrem spezialisierte Pflanzen und Tiere zu erhalten. Die Pferde verursachen Fraß- und Trittschäden, die dort ausdrücklich erwünscht sind, um große, offene Sandstellen zu schaffen. Diese offenen Sandstellen sind u. a. wertvoll für Grabwespen, die für ihre Brutpflege Hohlräume im Boden anlegen oder für den Dünen-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida). Dieser sei auf der Magerrasen-Fläche am Hühnermoor vielleicht noch vereinzelt zu finden, aber schon „kurz vor Abgang“, da er nackten Sandboden zum Leben und zur Fortpflanzung braucht. Die Käferlarven graben ihre Lauergänge in den offenen Sand.
Christian Venne ist erfreut über den schönen Bestand von Kleinem Vogelfuß, auch Mäusewicke genannt (Ornithopus perpusillus), einer Pflanzenart, die in Deutschland nur selten zu finden ist und auf der Roten Liste steht. Die ausgedehnten Flächen von verdorrtem Moos, das unter unseren Schuhen knirscht, sieht er jedoch mit gemischten Gefühlen, weil es den Rohboden-Anteil drastisch reduziert. Ein oberflächliches Abtragen sei schwierig, erklärt Christian, weil das Sporenmaterial überall im Boden verteilt sei und das Moos sofort wiederkommt. Oftmals helfe es, solche Flächen zu nutzen, z. B. durch Weidetiere, wie Schafe, Ziegen oder Pferde. Im Naturschutzgebiet Senne betreibt die Biologische Station Kreis Paderborn | Senne das Projekt „Senner Pferde“, um den Lebensraum für viele gefährdete, extrem spezialisierte Pflanzen und Tiere zu erhalten. Die Pferde verursachen Fraß- und Trittschäden, die dort ausdrücklich erwünscht sind, um große, offene Sandstellen zu schaffen. Diese offenen Sandstellen sind u. a. wertvoll für Grabwespen, die für ihre Brutpflege Hohlräume im Boden anlegen oder für den Dünen-Sandlaufkäfer (Cicindela hybrida). Dieser sei auf der Magerrasen-Fläche am Hühnermoor vielleicht noch vereinzelt zu finden, aber schon „kurz vor Abgang“, da er nackten Sandboden zum Leben und zur Fortpflanzung braucht. Die Käferlarven graben ihre Lauergänge in den offenen Sand.
Kleiner Vogelfuß (Ornithopus perpusillus) und Feld-Sandlaufkäfer (Cicindela campestris)
Vielleicht sei später im Jahr auch die Hosenbiene (Dasypoda hirtipes) zu finden, die um diese Zeit noch nicht fliegt. Die Weibchen legen große Nest-Aggregationen im Sandboden an. Ihre Gänge, die sie mit vielen runden Brutzellen ausstatten, sind zwischen 20 und 60 Zentimeter tief. An einigen Stellen sind Löcher zu erkennen, an denen „gebuddelt“ wurde. Nebendran liegt in Form von Sandhäufchen der alte Aushub.
Auf dem Magerrasen-Areal wachsen vereinzelt Pappel- und Eichen-Sprösslinge. Die schnell wachsenden Pappeln müssten entfernt werden, wenn die offene Fläche erhalten bleiben soll. Einzelne Eichen seien jedoch im Allgemeinen erwünscht. Hier und da hat sich die hellrosa blühende Strand-Grasnelke (Armeria maritima), auch Gewöhnliche Grasnelke genannt, angesiedelt.
Ein in metallischem Grün-Türkis glänzender Feld-Sandlaufkäfer (Cicindela campestris) erregt unsere Aufmerksamkeit. Er ist ein naher Verwandter des Dünen-Sandlaufkäfers. Auch diese Käferart braucht sonnig-trockene, sandige Areale ohne oder nur mit spärlichem Bewuchs.
Riesen-Blutbiene (Sphecodes albilabris) auf Margeriten-Blüte
Die auf dem Magerrasen-Areal gesichteten Wildbienen sind: Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae), Rothaarige Wespenbiene (Nomada lathburiana), Riesen-Blutbiene (Sphecodes albilabris) und zwei Arten, die auf der Roten Liste stehen: Vierbindige Furchenbiene (Halictus quadricinctus) und die Zweihöckrige Mauerbiene (Osmia cf. leaiana).
Und die Tagfalter: Zitronenfalter (Goneopteryx rhamni), Kleiner Kohl-Weißling (Pieris rapae), Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas), Landkärtchen (Araschnia levana) und Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus).
Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) auf Strand-Grasnelke (Armeria maritima)
Zum Abschluss machen wir am Wegrand noch ein paar interessante Entdeckungen: Auf einem Brombeerblatt im Gebüsch sitzt eine ringförmig eingerollte Raupe des Ringelspinners (Malacosoma neustria), eines Nachtfalters aus der Familie der Glucken. Die Raupe mit den auffälligen schwarzen Scheinaugen am graublauen Kopf ist sehr schön gefärbt. Leuchtend orange-weiß-schwarze Streifen ziehen sich längs über ihren grau-blauen, mit langen, abstehenden Haaren besetzten Rumpf. Und ein gelb-schwarz gefärbtes Weibchen der Gemeinen Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) posiert zum Entzücken der Fotografen in nächster Nähe: Sie ist die einzige Großlibelle, deren Augen seitlich am Kopf liegen.
Raupe des Ringelspinners (Malacosoma neustria)
Weibchen der Gemeinen Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus)
Die Marienfelder Heide
Am fortgeschrittenen Nachmittag nimmt sich Christian Venne auch noch Zeit, mit uns die Marienfelder Heide zu begutachten. Zur Vorgeschichte und Pflege siehe den Bericht „Marienfelder Heidefläche“. Die Heidefläche hat sich sehr gut entwickelt, wird aber von aufwachsenden Gehölzen wie Faulbäumchen und Kiefernschösslingen bedrängt und auch von Sträuchern und Pfeifengrasbüscheln. Eine regelmäßige manuelle Pflege ist unerlässlich, um die Heidelandschaft mit ihren speziellen Bewohnern zu erhalten. Theoretisch wäre diese Fläche noch erweiterbar, meint Christian Venne. Es gibt einen großen Bestand an Bäumen und Büschen, der entfernt werden könnte. Sinnvoll wäre es, wenn man den Aufwuchs wegschieben würde. Der Energieversorger, dessen Stromtrassen auf der Fläche verlaufen, hätte somit das Problem der aufwachsenden Bäume gelöst. Auch eine Beweidung durch Heidschnucken und Ziegen wäre sinnvoll. Ziegen erweisen sich beim Gehölzverbiss als sehr effektiv, sogar bei Brombeeren! „Die Brombeere wird euch irgendwann Probleme machen“, prophezeit Christian. Und erklärt: Es gibt verschiedene Wuchsformen – solche, die buschartig wachsen, aber es gibt auch „fiese“, die überall aus kleineren Stellen austreiben. Die kann man auch nicht durch einen Forstmulcher bekämpfen, weil man dabei die Rhizome zerkleinert, die allesamt erneut austreiben. Am wirkungsvollsten sei eine Bekämpfung durch Ausstechen. Eine extrem aufwändige Handarbeit. Der Schäfer habe das früher so nebenbei zur Weidepflege gemacht, schildert Christian. Der Weidestab habe unten ein Messer, mit dem der Schäfer „Störpflanzen“ ausgestochen habe. Allerdings erscheint es schwierig und kostenintensiv, einen Halter mit relativ kleiner Tiergruppe zu finden, der bereit wäre, einen mobilen Pferch einzurichten und zu unterhalten.
Was sehr erfreulich ist: Auf der Heidefläche verteilt befinden sich mittlerweile vier Nester der Roten Waldameise (Formica rufa) – auch eine Rote-Liste-Art.
Wir sollten mal beobachten, ob an den Heidelbeeren Sandbienen fliegen. Eine oligolektische, nicht so häufige Art – Andrena lapponica – ist spezialisiert auf frühblühende Heidekrautgewächse (Ericaceae), vor allem der Gattung „Heidelbeeren“: Heidel-, Preisel-, Rausch- & Moosbeere. Und ein Tagfalter, der Grüne Zipfelfalter (Callophrys rubi), legt seine Eier z. B. an die Blüten der Heidelbeere – häufig zu finden in der Kombination aus lichtem Kiefernwald und Heidelbeerbeständen.
Abschließend bewertet Christian die Marienfelder Heide als „absolute Potentialfläche, aus der sich was richtig Schönes entwickeln lässt“.
Insgesamt 17 Stechimmen-Arten macht Christian Venne im Laufe der kurzweiligen und sehr lehrreichen Exkursion ausfindig, darunter 10 Tagfalter-Arten und 4 Nachtfalter-Arten. Die Artenliste, die er im Anschluss an die Exkursion erstellt, fließt in ein Insekten-Monitoring für den Raum Ostwestfalen-Lippe ein.
Text und Fotos: © Klaudia Kretschmer
Text und Fotos: © Klaudia Kretschmer
Quellen: