Die Wildblumenwiesen im Michel-Vauthrin-Park
(MAB | KK) Seit 2018 engagiert sich die Lokale Agenda für die naturnahe und insektenfreundliche Gestaltung von Grünflächen im Stadtgebiet Harsewinkel. Schüler und Schülerinnen werden in verschiedene Aktionen einbezogen. Die Kinder für die Natur zu begeistern, Naturwissen aufzubauen und ihr Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu wecken ist das Ziel. Ihre Bereitschaft, Natur zu erhalten und zu schützen, sollen gefördert werden. Positiver Nebeneffekt: Gemeinschaftliche Aktivitäten steigern den Zusammenhalt, die Aufmerksamkeit und Wertschätzung für das eigene Lebensumfeld.
Juli 2024: Klatschmohn, Blauer Natternkopf, Schafgarbe, Echtes Labkraut, Gewöhnliche Nachtkerze und viele weitere Wildblumen entfalten auf Fläche 1 ihre farbenfrohe Blütenpracht.
Fläche 1: zwischen Rincklakestraße und Goethestraße, Veilchenstiege und Rosenstiege
Unterstützt von der Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide, dem damaligen Schulleiter der Astrid-Lindgren-Schule Detlev Flottmann, dem Bauhof und dem Umweltberater wurde mit der Entwicklung einer Wildblumenwiese im Michel-Vauthrin-Park begonnen.
Die Sprecherin der Lokalen Agenda Umwelt, Maria Abeck-Brandes, brachte als ehemalige Lehrerin der Schule die Idee ein, alle Kinder in ihren Klassenverbänden in die Aktion einzubeziehen. Etwa 250 Schülerinnen und Schüler waren beteiligt. Für jedes Kind wurde 1 Quadratmeter Fläche eingeplant. Das entsprach einer Einsaat-Fläche von rund 250 Quadratmetern.
Ein Landwirt half dabei, die bestehende Grasnarbe abzutragen. Weitere Vor- und Nachbereitungs-Arbeiten erfolgten mit tatkräftiger Unterstützung des Bauhofs. Jede Klasse bekam ca. 25 Quadratmeter und einen Eimer mit Sand und regionalem gebietsheimischem Saatgut zugeteilt. Ende April 2018 erfolgte die Einsaat. Dann war erstmal Geduld gefragt, denn Wildblumenwiesen brauchen Anlaufzeit, um sich zu entwickeln. Die schönsten Ausprägungen zeigen sich häufig nach ein paar Jahren. Regelmäßige Aktionen ließen die Kinder an der Entwicklung der Wiese teilhaben, zum Beispiel durch das Aufstellen einer Info-Tafel und einer Wildbienen-Nisthilfe. Pflegemaßnahmen dieser und weiterer Flächen im Michel-Vauthrin-Park erfolgen in Absprache mit dem Bauhof und der Lokalen Agenda.
Mittlerweile hat sich die Fläche 1 gut entwickelt. Von Mai bis September blühen auf ihr viele verschiedene heimische Wildblumen. Gräser sind kaum vertreten. Acker-Witwenblumen mit ihren hell-lila Blütenköpfchen, gelb blühendes Echtes Labkraut, auch Margeriten und die charaktervollen Stauden des Blauen Natternkopfs, überall dazwischen zarte rosa Heide-Nelken, Thymian und einiges mehr. Eine wahre Augenweide und ein Paradies für Insekten! Gemäht wird nur ein- bis zweimal im Jahr, um die Nahrungsgrundlage für Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und zahlreiche weitere Insekten möglichst lange zu erhalten. Durch Mahdgut-Übertragung und Veränderung der Mahd-Intervalle auf dem angrenzenden Areal hat sich die Wildblumenwiese inzwischen ausgedehnt und in der Fläche verdoppelt. Das Schnittgut wird anschließend abgetragen, um den Boden weiter abzumagern. Denn die meisten Wildblumen mögen sandige, wenig humusreiche und nährstoffarme Böden. Auf nährstoffreichen Böden würden sie von dominanteren, schneller wachsenden Pflanzen verdrängt. Die Information der Öffentlichkeit soll weiter forciert werden.
Die Wildblumenwiese auf Fläche 1 wurde von Kindern der Astrid-Lindgren-Schule gestaltet. Im Juni ist der Edelkastanien-Baum (Castanea sativa) auf der Grünfläche nebenan mit prächtigen Blütenkerzen geschmückt.
Juni 2024: Eine Augenweide für die Menschen und ein Paradies für Insekten. Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und andere Bestäuber finden hier reichlich Nahrung.
Wildbiene auf hellvioletter Blüte einer Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und blassrosa blühender Sand-Thymian oder Quendel (Thymus serpyllum).
Gelb blühendes Echtes Labkraut (Galium verum), Blauer bzw. Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare) und weißes Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris).
Weiße Blüten des Taubenkropf-Leimkrauts (Silene vulgaris), rosa blühende Heide-Nelken (Dianthus deltoides) und Blauer Natternkopf (Echium vulgare) zwischen sommerlichen Gräsern.
Blühaspekte mit Wilder Möhre (Daucus carota subsp. carota) im August 2024. Rechts mit Totenkopf-Schwebfliege, auch Gemeine Dolden-Schwebfliege genannt (Myathropa florea).
Die reichliche Selbstaussaat sorgt dafür, dass sich der bei vielen Insekten heiß begehrte Blaue Natternkopf auch jenseits der Wildblumenwiese ausbreitet.
Fläche 2: an der Wagenfeldstraße zwischen Fliederweg und Von-Vincke-Straße
Überquert man die Goethestraße und spaziert am Rövekamp-Spielplatz vorbei in Richtung Wagenfeldstraße, kommt man zu einer kleinen Wildblumenwiese von etwa 50 Quadratmetern. Morgens wird sie von einer mächtigen Lärche beschattet. Sie ist die älteste, etwa 2016 vom Bauhof angelegte naturnahe Fläche und bietet ganz andere Blühaspekte. Wildpflanzen-Stauden wie die Gemeine Wegwarte, der Wiesen-Bärenklau (nicht zu verwechseln mit dem gefährlichen Riesen-Bärenklau bzw. Herkulesstaude), die Schwarze Königskerze und die Wiesen-Flockenblume werden über die Samenreife hinaus bis in den Winter hinein stehen gelassen. So dienen sie Vögeln, zum Beispiel den farbenfrohen Distelfinken, als beliebte Futterquelle. Als Pflegemaßnahme reichte es in den vergangenen Jahren aus, trockene Stängel teilweise zu entfernen.
Fläche 2: Kleine Wildblumenwiese an der Wagenfeldstraße Anfang Juli 2024, von der Lokalen Agenda unter ökologischen Aspekten eingesät und gepflegt.
Blühaspekte Anfang August 2024.
Totenkopf-Schwebfliege (Myathropa florea) auf Rainfarn (Tanacetum vulgare). Anhand der markanten gelb-schwarzen Musterung auf dem Thorax lässt sich diese Schwebfliegen-Art gut bestimmen. Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia), eine Meisterin der Tarnung. Die Weibchen können ihre Farbe aktiv wechseln.
Blütenstand des Echten Leinkrauts, auch Kleines Löwenmaul genannt (Linaria vulgaris).
Fläche 3: an der Wagenfeldstraße
Direkt gegenüber der Wagenfeldstraße auf der weitläufigen Rasenfläche schließt sich eine ca. 300 Quadratmeter große Wildblumenwiese an. Hier wurde die Grasnarbe 2019 in Absprache mit der Stadt durch Eggen gestört und mit Saatgut geimpft. Die purpurrosa blühende Wiesen-Flockenblume ist hier besonders üppig vertreten. Vom Frühsommer bis in den Herbst hinein bietet sie Nektar und ist für viele Schmetterlingsarten eine wertvolle Futterquelle. Teils unter Einbeziehung von Kindern der Astrid-Lindgren-Schule wurden von Fläche zu Fläche Saatgutübertragungen vorgenommen. Der Samenaustausch führt zur Stabilisierung des insektenfreundlichen Blütenangebots.
Die im Vauthrin-Park angelegten Wildblumenwiesen können als „Trittsteine“ für den Erhalt der Artenvielfalt angesehen werden. Trittstein-Biotope sind punktförmige Verbindungselemente, die Insekten, aber auch Amphibien und anderen Tieren den Weg von einer „Lebensraum-Insel“ zur anderen erleichtern und ihre Ausbreitung über größere Strecken fördern. Weitere Vernetzungen, zum Beispiel durch naturnah gestaltete Gärten, wären für den Erhalt unserer biologischen Vielfalt dringend erforderlich!
Fläche 3: Große Wildblumenwiese an der Wagenfeldstraße Anfang Juli 2024 mit schönen Blühaspekten von purpurrosa Wiesen-Flockenblumen, Skabiosen-Flockenblumen und zart violetten Acker-Witwenblumen.
Wildbiene auf Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa).
Glattschieniger Pinselkäfer (Trichius gallicus) auf Acker-Witwenblume (Knautia arvensis).
Alle Fotos: © Klaudia Kretschmer