Ein Moortümpel in der Senne.

Feucht-Senne

Eine Wanderung  durch den feuchten Teil der Senne

Es ist Anfang Juni 2024, ein Sonntagvormittag , 10 Uhr. Mit gut 25 Menschen treffen wir uns an der Heidschnuckenschäferei der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne e.V., um an einer naturkundlichen Wanderung durch einen Teil der unteren Senne teilzunehmen. Unter normalen Bedingungen ist dieser Teil der Senne nicht zugänglich.
An der Heidschnuckenschäferei wurden zunächst die Formalitäten erledigt. Danach starten wir mit einigen PKW zum Ausgangspunkt der Wanderung. Soweit möglich wurden Fahrgemeinschaften gebildet. Auf dem Weg dorthin müssen wir einige, mit Schlagbäumen versperrte Stellen passieren. Der Mitarbeiter der Biologischen Station, Herr Lackmann, öffnet die Sperren und verschließt sie, nachdem das letzte Fahrzeug passiert hat, auch gleich wieder.
Am Startpunkt angekommen, werden die Fahrzeuge abgestellt. Es gibt noch eine kurze und deutliche Ansprache zum Verhalten bei dieser Exkursion ins verbotene Terrain. Dann geht es auch schon los. Über einen Waldweg, vorbei an einem künstlich angelegten Teich, geht es einige 100 Meter durch mehr oder weniger dichten Wald. Plötzlich stoppt die Gruppe. Ein Stückchen voraus, außerhalb des Waldes, steht eine Rothirschkuh. Als sie uns bemerkt, ergreift sie die Flucht. Es ist schön anzusehen, wie elegant dieses Tier durch das schon recht hohe Gras flüchtet.

Flüchtende Rothirschkuh.

Wir verlassen den Wald und stehen inmitten von grünem Gras, rechts und links des Weges Tümpel/Teiche, auf denen sich die Libellen und andere Insekten wohlfühlen. Vor uns eine Landschaft, wie man sie in der Senne eigentlich nicht erwartet. Ein Grasmeer mit etwas Baumbestand und guter Fernsicht. Wir sehen an den Tümpeln (Moorgewässer) seltene Orchideen einer Art, die es nur hier in der Feucht-Senne gibt. Das Senne-Knabenkraut
(Dactylorhiza sennia). Dazu gesellt sich an fast allen Tümpeln der Sonnentau (Drosera), eine fleischfressende Pflanze in großer Stückzahl. Immer wieder findet man auch Gagelsträucher (Myrica gale)(Rote-Liste-3-Status).
Unser Weg führt uns immer tiefer in die feuchte Senne. Hier ist nicht die Besenheide zuhause, sondern die Glocken-Heide (Erica tetralix), auch als Moor-Glocken-Heide bekannt. Diese Heideart blüht schon einige Wochen vor der eigentlichen Besenheide (Calluna vulgaris), die eher in der mittleren und nördlichen Senne zuhause ist.
Es werden die unterschiedlichsten Pflanzen und Kleintiere begutachtet und bestimmt.
Die Zeit verrinnt, nur man merkt es nicht, weil alles so spannend und interessant ist.

Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia).

Mittlerweile ist es schon gegen 13 Uhr. Wir gehen entlang einer Straße, als unser Führer plötzlich die Gruppe stoppt. Vor uns, auf 2 Uhr, zwei Wildschweinsauen mit 8 Frischlingen. Zwei der Frischlinge sind weiß. Der Wind steht gut. Sie können uns nicht wittern. Wir sind ganz ruhig, damit sie uns nicht hören. Es ist sehr spannend. Die Wildsauen kommen mit ihren Frischlingen an den Straßenrand. Wir können nicht weiter. Abwarten was passiert. Eigentlich wollen wir der Straße noch etwa 150 Meter folgen. Geht nicht. Die Schweine haben es sich am Straßenrand gemütlich gemacht. Und eine direkte Begegnung mit einer kleinen Rotte Wildscheine mit Frischlingen kann böse für uns enden. Etwa 150 Meter hinter den Wildschweinen kommen plötzlich Rotwildkühe mit ihren Kälbern an die Straße. Die Wanderung des Rotwildes nimmt kein Ende. Eine schier endlos und lang auseinandergezogene Herde kreuzt die Straße. Wir schätzen die Anzahl der Tiere auf deutlich mehr als 100 Stück. Ein gandioser Anblick. In diesem Moment ärgere ich mich ein wenig, dass ich nur eine Linse mit 100-mm Brennweite dabei habe. Nachdem das Schauspiel des Rotwildwechsels vorüber ist und die Schweine immer noch unseren Weg blockieren, gehen wir einen alternative Route, die uns auch zurück zu unseren Autos bringen wird.
Vorbei geht es an einer Schießbahn und wieder in Richtung des Waldes. Plötzlich nimmt ein Waschbär Reißaus. Den habe ich auch noch nie zuvor am hellichten Tag flüchten sehen. Ganz schön schnell so ein Tier.
Punktlich um 14 Uhr, nach 4 Stunden und etwas über 5 km sind wir wieder am Parkplatz. Das Wetter hat mitgespielt. Sonne und kleine Wolken haben ihr Licht- und Schattenspiel gezeigt. Es war warm aber nicht zu warm. Alles hat gepasst.
Mein „DANKESCHÖN“ gilt Herrn Lackmann von der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne e.V., der uns mit kompetentem Wissen auf dieser Wanderung begleitet/geführt hat. Aber mein DANK gilt auch der Verwaltung des Truppenübungsplatzes, die diese Wanderung erst ermöglicht hat. 

Wildschweine mit Frischlingen im Vordergrund und einer großen Herde Rotwild im Hintergrund.


Diese Wanderung wird von der Biologischen Station Paderborn-Senne e.V. angeboten. Informationen zum Angebot der Biologischen Station Kreis Paderborn – Senne e.V. findet ihr im Netz unter https://www.bs-paderborn-senne.de/ 

Fotostrecke zur Wanderung

Blick in die Landschaft.

Ein Senne-Tümpel.

Mittlerer Sonnentau (Drosera intermedia).

Landschaft mit sattem Grün und lockerem Baumbestand.

2 Wildsauen mit Frischlingen auf einer Wiesenfläche neben der Straße.

Grünes Gras in einem von der Sonne durchfluteten Birkenhain.

Die Senne-Orchidee – Senne-Knabenkraut (Dactylorhiza sennia)
Rote Liste NRW: 1 (vom Aussterben bedroht).

Die Weite der Landschaft – Blick bis zum Osning (Teutoburger Wald).

Gagelsträucher (Myrica gale) säumen einen Sennebach.