Blattschneiderbiene, unbestimmete Art (Megachile-sp.)

Wildbienen - extrem wichtig und doch stark gefährdet!

GENERELLES

In Deutschland gibt es etwa 604 verschiedene Wildbienen-Arten. Die meisten Arten leben solitär, d. h. sie bilden keine Völker, sondern jedes einzelne Wildbienen-Weibchen betreut nur das eigene „Nest“, die eigene Brutstätte.

Einige Arten, wie Hummeln, bilden Völker und ziehen die Nachkommen eines Jahres dann gemeinsam groß. Im Herbst sterben alle Arbeiterinnen und die Altkönigin ab. Nur die Jungköniginnen, die im Herbst schlüpfen, überwintern in geschützten Löchern. In jedem Frühjahr gründet eine überwinterte Königin aus dem Vorjahr ein neues Volk.
Alle anderen Wildbienen eines Jahres sterben im Herbst. Nur die im Laufe des Jahres angelegten neuen Brutzellen überdauern den Winter. Aus ihnen schlüpft dann die neue Generation der Wildbienen.

Unsere Wildbienen übernehmen den größten Teil der Blütenbestäubung. Etwa 70 % aller Blüten werden von ihnen bestäubt. Die Honigbiene hingegen erbringt nur eine Bestäubungsleistung von ca. 30 %. Solange das Blütenangebot reichlich vorhanden ist, solange gibt es kaum Probleme für unsere Wildbienen. Wird das Blütenangebot bei ungünstigen Wetterbedingungen jedoch weniger, dann weichen die Honigbienen auch auf Blüten mit einem geringeren Nektar- und Pollenangebot aus und werden zu ernstzunehmenden Nahrungs-Konkurrenten der Wildbienen.

NAHRUNG / BLÜTENANGEBOT

Unter den Wildbienen gibt es die Generalisten, für die jede Blüte Nahrung und Pollen bietet und es gibt die Spezialisten, die für ihre Nachkommen nur den Pollen und den Nektar von einer ganz bestimmtem Pflanzengruppe oder sogar nur eine ganz bestimmte Pflanze nutzen. Diese Spezialisten haben es deutlich schwerer bei der Suche nach Nahrung für ihre Nachkommen.

Eine Honigbiene hat einen Flugradius von durchschnittlich 3 km rund um den Bienenstock. Wird das Nahrungsangebot knapp, kann dieser Radius auch mal bis zu 10 km anwachsen.
Eine Wildbiene hingegen hat nur einen Flugradius von etwa 500 Meter rund um ihr Nest. Eine Wildbiene ist also darauf angewiesen, dass sie in einem kleinen Radius rund um ihren Nistplatz genügend Nahrung zur eigenen Versorgung und genügend Proviant für ihren Nachwuchs findet.

Wie kann man den Wildbienen helfen?

  • Wilde Ecken im Garten zulassen
  • Rasen in Blumenwiese umwandeln
  • Rasen nur zwei- bis dreimal im Jahr schneiden
  • Heimische Blühpflanzen (Stauden) im Garten pflanzen

 

NISTPLÄTZE / NISTHILFEN

Bei den Wildbienen unterscheidet man zwischen Erdnistern, Hohlraumnistern und Stängelnistern. Etwa 70–75 % aller Wildbienen nisten im Erdboden. Etwa bis zu 100 Arten nisten in Löchern im Mauerwerk alter Häuser, in Totholz oder auch in alten Käferfraßgängen. Ein noch deutlich kleinerer Rest der Wildbienen nistet sogar in markhaltigen Stängeln und auch in leeren Schneckenhäusern.

Im Folgenden werden die Möglichkeiten der Unterstützung beschrieben:

Erd-/Bodennister

Die Weibchen dieser Gruppe graben ihre Nistgänge entweder waagerecht in Steilhänge oder aber senkrecht in den freien Boden. Die Nistgänge können bis zu 60 cm lang sein und werden von jedem Weibchen neu gegraben. Unten im Boden verzweigen sich diese Gänge dann in einzelne Nistkammern, in die die Wildbiene einen Brei aus Pollen und Nektar einträgt und jeweils ein Ei darauflegt. Anschließend wird die Brutkammer verschlossen. Wenn die Wildbiene ihr Nistgeschäft erledigt hat, wird auch der Hauptzugang verschlossen. Einige Arten verschließen ihren Nestzugang sogar immer, wenn sie zur Nahrungssuche ausfliegen, damit Parasiten ihr Nest nicht infizieren können.

Bodennistende Wildbienen kann man ganz einfach unterstützen, indem man im eigenen Garten offene sandige Stellen dauerhaft von Bewuchs freihält und in dem Bereich auch „Unordnung“ zulässt. Auch auf das Ausrupfen von Beikräutern (Unkraut) und das Hacken und Harken sollte man verzichten. Es gibt Wildbienen, die ihre Brutnester nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche anlegen.

Hohlraumnister

Diese Wildbienen, etwa 70–100 Arten, nisten in Käferfraßgängen in Totholz, in Löchern alter Hauswände, in den offenen Schilfhalmen an reetgedeckten Häusern; sie akzeptieren viele unterschiedliche Materialien zur Anlage ihrer Nistplätze. Allein, sie müssen den passenden Lochdurchmesser haben.

Diese Gruppe können wir Menschen besonders gut durch geeignete Wildbienen-Nisthilfen unterstützen. Leider sind die im Handel angebotenen Nisthilfen, fälschlicherweise oft „Bienenhotels“ genannt, in aller Regel nicht zu empfehlen. Sie enthalten meistens Materialien, die von den Wildbienen nicht angenommen werden, weil sie ihren Ansprüchen nicht gerecht werden. Letztendlich hilft da nur „selber bauen“. Für eine geeignete Nisthilfe tut es schon ein Hartholzklotz mit einer Tiefe von ca. 15 cm. In diesen Klotz können dann Bohrgänge mit einer Tiefe von 13–14 cm gebohrt werden. Es sollten immer Bohrgänge mit unterschiedlichen Durchmessern (2–10 mm) in einem solchen Klotz sein. Die Mehrzahl der Bohrgänge sollte einen Durchmesser zwischen 2 und 8 mm haben. Man sollte unbedingt darauf achten, dass die Löcher sauber gebohrt sind und keine Holzfasern in das Loch ragen. An ausgefransten Löchern können sich die kleinen Bienen schnell ihre Flügel verletzen. Ein Wildbienen-Weibchen muss wohl tausende Male mit dem Kopf voran in den engen Bohrgang schlüpfen und rückwärts wieder herauskrabbeln, bis sie ihre Arbeit beendet hat und die Niströhre verschließen kann. Wenn man sich dies vor Augen führt, wird klar, wie wichtig saubere Bohrungen sind! Wichtig ist das Bohren quer zum Faserverlauf, also nicht in die Seite, an der man die Jahresringe sieht: Negativbeispiel Baumscheiben aus weichem Nadelholz. Also nur ins Längsholz hineinbohren, wo ursprünglich die Rinde war.
Alternativ können auch Bambus- und/oder Schilfröhrchen verwendet werden. Diese Röhrchen sollten ebenfalls nicht ausgefranst und an einem Ende durch den natürlichen Wuchsknoten geschlossen sein. Mit diesen Röhrchen lassen sich ganz hervorragend Konservendosen befüllen.
Alle diese Nisthilfen sollten wettergeschützt und nach Süden (Richtung Südosten bis Südwesten ist laut Paul Westrich auch ok.) ausgerichtet an geeigneter Stelle angebracht werden. Sie sollten sich im Wind auch nicht bewegen.

STÄNGELNISTER

Eine weitere Wildbienen-Gruppe sind die Stängelnister. Diese Wildbienen benötigen für die Anlage ihrer Nester markhaltige Stängel. Markhaltige Stängel haben unter anderem Brombeeren, Himbeeren, Holunder, Königskerze, Beifuß, Nachtkerze und einige mehr.

Auch diesen Bienen kann man helfen. Dafür braucht man trockene Stängel mit einer Länge von mindestens 50 cm. Diese Stängel kann man senkrecht z. B. an Wiesen und Zaunpfählen auf der der Sonne zugewandten Seite befestigen. (Hinweis: Im Gegensatz zu den waagerechten Bambusröhrchen nicht im Bündel, sondern einzeln mit Abstand zueinander anbringen und sie müssen eine Bruch- oder Schnittstelle haben, damit die Bienen einen Zugang zum weichen Pflanzenmark haben. Hinweis von Paul Westrich: „Nur die verhältnismäßig große Dreizahn-Mauerbiene ist in der Lage, seitlich ein Loch in die verholzte Stängelwand zu nagen. Diese Art benötigt aufgrund ihrer Größe und der hohen Zahl an Brutzellen besonders dicke und besonders lange Stängel.“) Alternativ kann man auch die im Herbst ausgeblühten Stängel einfach stehenlassen. Im darauffolgenden Jahr werden die Wildbienen einen solchen Stängel für ihre Nistplätze suchen und bestimmt auch finden, sofern das Futterangebot passt. Im dritten Standjahr werden die frischen Wildbienen schlüpfen. (Also Stängel mindestens drei Jahre stehenlassen!)

SCHNECKENHAUSNISTER

Eine ganz kleine Gruppe, etwa 20 Arten, baut ihre Nester in leere Schneckenhäuser. Diese Bienen suchen die Schneckenhäuser, „tapezieren“ sie von außen und legen dann ihre Brutzellen darin an. Wenn das Schneckenhaus mit Brutzellen belegt ist, wird es verschlossen, umgedreht und mit Gräsern, Hölzchen, Baumnadeln oder sonstigem getarnt.

Helfen kann man, indem man leere Schneckenhäuser sammelt und im Garten oder an anderen geeigneten Orten verteilt. Finden müssen die Bienen diese Angebote dann selber.

Über die folgenden Links kommt ihr zu weiterführenden, sehr interessanten Informationen rund um die Wildbienen

Lehrpfad der Deutschen Wildtier Stifung:
Wildbienenlehrpfad (eine kleine Bildergeschichte rund um die Bedürfnisse der Wildbienen)
und
Wildbienen-Info

Eine Info-Seite zu Stechimmen, speziell in OWL:
Stechimmen
in Ostwestfalen

Faszination Wildbienen – so lautet der Titel der Webseite von Paul Westrich. Allgemein bekannt und anerkannt als „Der Wildbienen-Papst“

>>> Die blauen Begriffe sind weiterführende Links auf externe Seiten zum Thema „Wildbienen“ <<<

 

Faszinierende Wildbienen

Der für den 5. März 2024 geplante Vortrag konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht gehalten werden.

Christian Venne, der Wildbienen-Experte in OWL, Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne e.V., hat uns 2 ausfühliche Videos zu diesem Thema zusammengestellt. Beide sind über die folgenden Links bei YouTube anzusehen.

Video 1:

Wildbienen  –  in Siedlungsraum und Kulturlandschaft – Teil 1
Länge: 28 min
Autor: Christian Venne, Biologische Station Kreis Paderborn-Senne e.V.

Video 2:

Wildbienen  –  in Siedlungsraum und Kulturlandschaft – Teil 2
Länge: 43 min
Autor: Christian Venne, Biologische Station Kreis Paderborn-Senne e.V.