Eine Gruppe naturinteressierter Menschen in Herzebrock-Clarholz
Über den Tellerrand geschaut
Über den Tellerrand schauen, das sollte man möglichst immer und bei jeder Gelegenheit. Unsere direkten und auch etwas weiter entfernten Nachbarn haben auch viele interessante Themen rund um Natur und Umwelt zu bieten.
Mit der GNU im Naturschutzgebiet Mersch (GT-012)
Ein Bericht von Klaus Baumgart
August 2023 (KB) – Zu Beginn der Klimawoche in Herzebrock-Clarholz hat die GNU am 14.08. zu einer Fahrradtour zum kleinsten und ältesten Naturschutzgebiet "Mersch" im Kreis Gütersloh eingeladen. Bürgermeister Marco Diethelm begrüßte die auf dem Paul-Craemer-Platz versammelten 25 Teilnehmer*innen. Anschließend radelten wir unter Führung von Wilhelm Gröver, dem ehem. Leiter der unteren Landschaftsschutzbehörde, zum letzten vernässten Erlenbruch im Kreis Gütersloh. Das etwas mehr als 6 Hektar große Niedermoor gehörte ursprünglich zum Hof Nordemann. Bereits vor 90 Jahren mehrten sich Stimmen in der Bevölkerung, die eine Unterschutzstellung dieses einmaligen Naturerbes forderten. Im Jahr 1948 erfolgte dann die Unterschutzstellung und leitete die spätere Eigentumnahme des Bundes ein. Auf der vernässten Fläche lebte vor 90 Jahren noch inzwischen verschwundenes Birkwild, wie einige ältere Anwohner aus ihrer Kindheit berichteten. Neben Erlen bestimmen Lilien und Seggen den Bewuchs des von Austrocknung und Überdüngung bedrohten Biotops.
Nach einem Blick auf die rekultivierte Waldfläche, auf der der ehemalige Hof Nordemann angesiedelt war, zog die Gruppe weiter zur Emsbrücke an der Brocker Mühle. Die im Bundeseigentum befindliche Flugplatzfläche und das Naturschutzgebiet "Mersch" schließen die Ems ein und ermöglichen eine seit Jahren verhandelte Renaturierung der Ems in der Regie der unteren Wasserbehörde auf einer Länge von 1,5 km. Die Verhandlungen mit der BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) sind fortgeschritten und könnten in naher Zukunft umgesetzt werde.
Übrigens geht die kreisgrößte Feldlerchenpopulation, sowie das Erscheinen des Großen Brachvogels und des Kiebitz auf dem Flughafengelände auf eine zufällig Biodiversität fördernde Pflegemaßnahme der Engländer zurück: Um der Mäuseplage auf der grasbewachsenen Flugplatzfläche Herr zu werden, wurden die Grasflächen 2-3 mal jährlich gemäht und abgetragen (abgemagert). Dies schuf unabsichtlich ideale Voraussetzungen für Blühpflanzen mit mageren Bodenansprüchen und Bodenbrüter. Die Idee, auf dieser Fläche Windräder aufzustellen, ist aufgrund der Vogelansiedlung abzulehnen. Allenfalls Photovoltaik ist auf östlich gelegenen Teilflächen des ca. 200 Hektar großen Geländes denkbar. Nach zwei sehr informativen und aufschlussreichen Stunden gings zurück nach Herzebrock. Ein DANKE an die GNU für die Organisation und an Herrn Wilhelm Gröver für die detailreichen Informationen zum NSG Mersch und zur vielleicht bald auf einem Teilstück renaturierten Emsaue!
Text und Fotos: Klaus Baumgart, August 2023